talkum

1988 - 1992

 

Gerhard Kowalds Bilder aus seiner eigenen Heimat sind das Ergebnis jahrelangen Begleitens. Mit dem Blick des Fortgegangenen, der nur alle heiligen Zeiten auf ein paar Tage zurückkommt, beschreibt er photographisch die Veränderungen einer Landschaft. Dazu gehören auch die verlassenen Ansiedlungen der Menschen, denen der Bergbau einst Arbeit gab. Verwilderte Gärten und funktionslose Zaunruinen, Schneewächten auf dem vergessenen Kohlenkübel vor dem verfallenden Haus, das sind Details, die zu den weiten, vom Bagger strukturierten Flächen in Beziehung gesetzt werden. Anklage ist Kowalds Sache nicht, Pathos ist ihm fremd. Wenn er von Solidarität mit dem Gegenstand seiner photographischen Arbeit spricht, dann meint das Wahrnehmung, Wertschätzung, Auseinandersetzung. Und obwohl man Menschen auf diesen Bildern vergeblich suchen wird, vergessen hat Kowald sie nicht. Was nur Spuren hinterlässt, was aus Gewohnheit nicht mehr gesehen wird, worum man einen Bogen macht, weil es schmerzt, weil es lästiger Ballast vergangener Zeiten ist, es ist trotzdem da. Nur konsequent, daß Gerhard Kowald ein solches Projekt am Ort seiner Kindheit verwirklicht hat. Die Ausstellung bietet Gelegenheit, beiden neu zu begegnen: dem zum Künstler gewordenen Buben und der scheinbar vertrauten Heimat.

Ludwig Laher

Geb. 1955 in Linz, lebt als freier Schriftsteller in St. Pantaleon, Oberösterreich